Nicht ganz so „Joyeux Noël“

Wegen Abwesenheit und Krankheit fiel bei mir die Weihnachtsstimmung dises Jahr ziemlich aus.
Am Freitagmorgen musste uns die Franz-Lehrerin tatsächlich noch eine Grammatikprüfung reinwürgen. Natürlich war unsere Klasse unvorbereitet und wir repetierten sämtliche Grundlagen noch einmal in der Klasse, bevor wir den Taest dann tatsächlich schreiben durften. Und natürlich hatte Madame Labbe wieder so schwierige (aber dafür bestimmt litterarisch relevante) Texte ausgewählt, dass ich sie trotzt LEO.org’s Hilfe nicht wirklich verstand, worum es daring ging. Und glaubt mir, die Compléments des Sujets zu finden und bestimmen, wenn man einen Satz nicht versteht, ist verdammt schwierig. Dass ich Schüttelfrost und vermutlich Fieber hatte, dürfte mein Resultat auch nicht unbeding verbessert haben. Ich verliess die Klasse direkt nach der Contrôle, weil ich noch etwas schlafen wollte, bevor ich mich an den Flughafen quälen würde. Ganz unpassend zu meinem eigenen Zustand, war das Wetter in Nizza wunderschön: 17℃ und kein Wölkchen am Himmel. Das bemerkte ich auf dem Weg zur Bushaltestelle.
Krank zu fliegen macht keinen Spass, nicht nur weil man am Flughafen ewig warten muss, sondern weil krank zu reisen generell einfach bescheiden ist.

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Flughafen Nizza

Irgendwie habe ich es dann doch überlebt, ohne mich im Flugzeug oder anderen Verkehrsmitteln zu übergeben. Nach der Landung tauchte mein Koffer zügig auf und wurde auch nicht von jemand anderem gekidnappt. (Der Tag fühlte sich für mich so schrecklich an, dass das eigentlich noch gefehlt hatte)  Mein einziges Highlight wartete bereits im Flughafen Basel auf mich: Anna, die tatsächlich nach einer Frühschicht im KSA den weiten Weg nach Basel auf sich genommen hatte, um mich vom Flughafen abzuholen. Yay, ich musste nicht alleine nach Hause fahren!
Natürlich hatte es am Flughafen eine Tafel, die anzeigte, wann der nächste Bus käme und natürlich kam dann auch ein Bus zur angegebenen Zeit. Im Bus hatte es tatsächlich eine Funktionierende Anzeigetafel, auf der die nächsten Halteorte erkennbar waren. Man musste also nicht schon die Stationen auswendig können oder aus dem Fenster starren und die Bushaltestellen zu lesen versuchen. (In was für einem fortschrittlichen Land ich doch gelandet war!) Vom Bus reichte es uns perfekt aufs Gleis für den Zug nach Aarau, den wir ohne Probleme idank der grossen, übersichtlichen, funktionierenden Anzeigetafel des Bahnhofs. Bienvenue en Suisse! Sogar in Aarau mussten wir nicht eine halbe Stunde warten, sondern konnten direkt mit dem Bähnli Richtung Zuhause. Das war auch gut so, denn ich war wirklich am Ende meiner Kräfte.
Meine Mutter holte uns vom Bahnhof ab und brachte Anna heim. Es regnete… Was für eine Überraschung. Ich war wieder zu Hause.

In meiner Vorstellung wäre ich am Freitagabend gutgelaunt nach Hause gekommen und hätte gleich einmal mit Zeig machen angefangen, damit ich am Samstagmorgen Mailänderli in Eiffelturmform hätte produzieren können. Vielleicht hätte ich auch noch ein Lebkuchenhäuschen gezaubert. Danach hätte ich mich ans organisieren der Weihnachtsfeiern gemacht, meiner Mutter geholfen Weihnachtskärtchen zu schreiben, den Baum geschmückt und so wäre ich bis Montag in Weichnachtshöchstimmung gewesen.
Erstens kommts anders und zweitens als man denkt.
Ich verbrachte das Wochenende grösstenteils im Bett und Montag, Dienstag auch gleich. Am Dienstagabend ging es mir dann endlich so schlecht, dass wir ins Spital gingen, wo mich ein netter Österreicher an den Tropf hängte. Gegen meine Dehydrierung und eigentlich auch gegen meinen Willen. Aber er meinte, wenn er eh Blut nehmen müsste, ginge es dem gleichen Stich zu. Na gut.

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Meine erste Infusion (und ich habe nicht geweint)

Natürlich hat er erst nicht getroffen und es hat unnötig weh getan. Bei jemandem der ausgetrocknet ist wie Ötzi ist es aber vermutlich auch viel schwerer eine Vene zu treffen. Bei den beiden Junkies, die von der Polizei bewacht in den beiden Nebenzimmern untersucht wurden, war es aber angeblich noch schwerer, eine benutzbare Vene zu finden. Das spürte ich vor allem daran, dass es etwa zwei Stunden ging, bis sie meine Blutprobe untersucht hatten und mir die hübsche, junge Assistenzärztin mit russischem Akzent endlich ein Antibiotikum verschrieb. Sie bestätigte, dass es sich wohl um einen Keim aus dem Essen handeln müsse und ich bereute, dass ich für unser Anschlussessen dieses Indische Restaurant vorgeschlagen hatte. Wären wir doch Crêpes essen gegangen, wie Ramona und ich das ursprünglich vorhatten…

Am 24. Dezember ging es mir dank Buscopan und Antibiotika wieder einigermassen so gut, dass ich etwas essen konnte. Was schon wichtig ist, schliesslich ist das einer der Hauptbestandteile von Weihnachten. Mein Brüderchen half mir noch den Baum zu schmücken und irgendwie war dann doch Weihnachten.

Die Familienfeiern wurden aufs Wochende verschoben und ich hoffe, bis dann bin ich wieder „einsatzfähig“. Solange ich kein „Chicken Kashimiri“ mehr essen muss…

Ich hoffe, bei euch läuft Weihnachten etwas besinnlicher ab.
Joyeuses Fêtes!